Albanologie
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Gastvortrag von Dr. Joachim Matzinger: Albanisch und die altbalkanischen Sprachen – Ein Überblick

Am Mittwoch, den 30.11. 2016, hielt Dr. Joachim Matzinger, Universität Wien, einen Gastvortrag über das Albanische und seine Beziehungen zu den altbalkanischen Sprachen.

30.11.2016

In diesem bündigen Vortrag wurde ein allgemeiner Überblick über den aktuellen Stand der Forschung zu den antiken Sprachen des Balkan und deren historische Beziehung zum Albanischen gegeben. Die Geschichte des Balkans zeichnete sich seit jeher durch instabile ethnische Konstellationen aus, die eine kurzlebige Ausbreitung unterschiedlicher Sprachen mit sich brachte. In diesem Sinne muss eine genaue Unterscheidung vorgenommen werden, zwischen solchen Sprachen, die aufgrund von Wanderungsbewegungen zeitweilig auf diesem Gebiet gesprochen wurden (wie Keltisch, iranische und ostergermanische Idiome, Lateinisch, Awarisch, Hunnisch etc.) und den „echten“ antiken Balkansprachen, deren Sprecher in der einschlägigen Literatur häufig als autochthon aufgefasst werden, wie da wären: Griechisch, Illyrisch, Thrakisch, Dakisch, Pannonisch und Albanisch. Nach einer kurzen Beschreibung jeder dieser Sprachen wurde auch auf die Problematik ihrer Erforschung hingewiesen, die nicht zuletzt von ihrer äußerst spärlichen schriftlichen Dokumentation herrührt – davon ausgenommen das Griechische. Eng verbunden mit dem gesamten Themenkomplex ist auch die Frage nach der Herkunft der Albaner, für die auch heute mehrere Hypothesen vorliegen, unter denen die illyrische und thrakische Herkunftshypothese bis in die heutige Zeit mehrheitlich vertreten werden. Herr Matzinger legte sprachlich-historische Argumente vor, die gegen eine illyrische Herkunft des Albanischen sprechen: alleine die lautliche Entwicklung albanischer Makrotoponyme (wie Shkodra, Durrës) im heutigen albanischen Sprachgebiet zeige, dass die entsprechenden Orte nicht ununterbrochen von Albanern besiedeln sein konnten, sondern erst in einer späteren Zeit albanisch wurden. Abschließend wies Herr Matzinger auf die Notwendigkeit des interdisziplinären Austausches hin: Eine Kombination der Ergebnisse aus den Gebieten der historischen Sprachwissenschaft, Archäologie, Geschichte und Genforschung könnte neue Perspektiven und Erkenntnisse sowohl für die Erforschung der altbalkanischen Sprachen und mithin einen neuen Erklärungsansatz auf die Frage nach der Herkunft der Albaner liefern.

Für ein besseres Verständnis des breiten Themenkomplexes können das entsprechende Handout zu den altbalkanischen Sprachen sowie das Handout zur albanische Autochthoniehypothese von Herr Matzinger heruntergeladen werden.